Produkt-getriebene Digitale Unternehmensarchitektur

Product-driven Enterprise Architecture Management (PdEAM)

 

Digitalisierung ist für viele Unternehmen, die anfassbare („physische“) Produkte produzieren, damit verbunden, die dort eingebauten Sensoren für neue Kundenservices zu nutzen – oder Sensoren für genau diesen Zweck einzubauen. Der Klassiker sind Sensoren und Steuergeräte in Produkten oder Anlagen, mit denen ein Gerät überwacht oder von Ferne gesteuert werden kann (z.B. mittels Smartphone die Alarmanlage überprüfen, Sauna zum Vorwärmen einschalten, Temperatur im Wohnzimmer regeln, etc.). Wie das zu einer Erweiterung des Geschäftsmodells führen und welche Auswirkungen das auf ein Unternehmen haben kann, zeigt das Beispiel der Husqvarna® Group aus Schweden mit ihren Mährobotern.

Der Rasen im heimischen Garten wird durch den Roboter selbständig gemäht, die Akkus bei Bedarf an der Ladestation aufgeladen und, wenn gewünscht, der Besitzer mittels zugehöriger App über Probleme informiert. Aus dieser Funktionalität entwickelte sich in den letzten Jahren die Smart Garden® (SG) Plattform zur Vernetzung mit anderen Produkten im Garten. Nun kann der Mähroboter mit anderen Geräten kommunizieren, z.B. mit dem Rasensprenger, sodass nicht gesprengt wird, wo gerade gemäht werden soll. Diese Kommunikationsplattform im Garten erweitert nicht nur die Möglichkeit der eigenen Produkte, sondern beschert Husqvarna® auch eine neue Kundengruppe: Drittanbieter nutzen den SG als Kommunikationsplattform, um Informationen über ihrer eigenen Geräte in Heim und Garten zu übermitteln. Diese Geräte können sich auf der SG Plattform „einmieten“ und müssen dadurch keinen eigenen Internetanschluss mitbringen.

In einem Forschungsprojekt der Universität Jönköping und der Husqvarna® Group, an dem Prof. Kurt Sandkuhl beteiligt ist, wird untersucht, wie sich diese neue Produkt- und Dienstleistungsplattform auf die Unternehmens-Architektur (UA) auswirkt. Eine große Herausforderung in diesem Kontext ist, dass die Smart Garden® Plattform wie auch der Mähroboter einerseits viel kürzeren Produkt-Innovationszyklen unterworfen sind als die betrieblichen Informationssysteme im Back-Office von Husqvarna®, andererseits aber in dieser betrieblichen Infrastruktur viele Dienste und Komponenten existieren, die auch für die SG-Plattform relevant sind und nicht doppelt existieren sollten. Wie nun diese zwei Entwicklungsgeschwindigkeiten synchronisieren und die UA so weiterentwickeln, dass die IT in den physischen Produkten (Mähroboter, Rasensprenger) und die IT im Unternehmen (SG und Back-Office) integriert sind? Hier wird eine oft in Digitalisierungsprojekten auftretende Herausforderung deutlich: der Übergang von der traditionellen UA in eine digitale UA bzw. Integration oder Ko-Existenz beider Welten.

 

Husqvarna® und Smart Garden® sind eingetragene Warenzeichen der Husqvarna Group.